Transkript: Steffen Huck und Maja Adena: Ungleichheit, Unzufriedenheit und Populismus
ACHTUNG: Das Transkript wird automatisch durch wit.ai erstellt und aus zeitlichen Gründen NICHT korrigiert. Fehler bitten wir deshalb zu entschuldigen.
Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren Guten Morgen zu Staffel 1, Episode 4 unserer
lösbaren und unlösbaren Probleme. Wir haben heute einen Gesprächsthialog, kann man sagen.
Es wird Maja Adenau und Steffen Huck sprechen, moderiert von Harald Wilkoszewski, dem Chef
unserer Kommunikationsabteilung. Und Sie werden vielleicht denken, wir haben hier einen Trogfehler
produziert, wenn wir aufrufen, einen Titel Ungleichheit, Unzufriedenheit und
Populismus. Das könnte aus unserer Zivilgesellschaftsabteilung sein oder es
könnte sein aus der Demokratieabteilung, aber man würde es wahrscheinlich nicht
erwarten aus einer Abteilung, die sich mit Verhaltensökonomie beschäftigt. Von
daher teilen wir wahrscheinlich alle die Spannung, die auch eine erwartungsfrohe
Spannung meinerseits ist. Ich würde an dieser Stelle übergeben und zwar an Harald Wilkoszewski, der netterweise hier moderieren wird.
Viel Vergnügen an alle und ich freue mich natürlich auf ganz, ganz viele Fragen.
Vielen Dank, Jutta Eimendinger, vielen Dank an unsere Präsidentin und herzlich willkommen auch von meiner Seite.
Ich freue mich, dass Sie heute am Freitag um 9 Uhr zu uns gestoßen sind.
Die Reihe ist gut gestartet. Wir machen das Ganze noch bis zum 8. Dezember.
Die weiteren Veranstaltungen finden Sie unter wzb.eu.
Heute freue ich mich ganz besonders, dass Maya Adenar, stellvertretende Direktorin der Abteilung Ökonomik des Wandels und Steffen Huck, der Direktor dieser Abteilung, da sind und sich die Zeit nehmen,
mit uns in einem Gespräch, das ich moderieren darf, über eine ganz neue Studie zu sprechen.
Und die Studie ist etwas, was, also wir machen das normalerweise nicht so, die Studie ist noch
nicht veröffentlicht, sie ist jetzt im weit fortgeschrittenen Stadium der Begutachtung
bei einer führenden internationalen Fachzeitschrift. Und die beiden haben gesagt, sie trauen sich,
dass sie das jetzt vorstellen. Die Ergebnisse, ich darf so viel schon sagen, weil ich weiß ja
natürlich ein bisschen, wir haben uns vorbereitet, sind überraschend. Also ich habe ihnen zwei große
Überraschungen schon mal versprechen. Die Spannung, die Jutta Allmendinger anmoderiert hat, bleibt
jetzt erst mal erhalten. Und bevor wir jetzt einsteigen ins Inhalt, ich möchte nochmal kurz
den Rahmen setzen für diese Veranstaltung. Wie bei jeder öffentlichen Veranstaltung gibt es so ein
bisschen Housekeeping, damit wir gut hier durch die Stunde kommen. Sie sehen, alle Ihre Videos sind
abgeschaltet, auch Ihr Ton ist abgeschaltet. Sie können sich allerdings beteiligen und das
Das wünschen wir auch.
Brigitte Eimlinger hat sich jetzt auch gerade aufgefordert zu fragen.
Die Sie bitte in den Chat stellen. Rechts unten.
Wir werden dann gucken, wie viele Fragen reinkommen und dann vielleicht nach einer halben Stunde
schon mal schauen, ob wir die ersten aufrufen und dann auf jeden Fall am Schluss einen Blog nehmen.
Wir freuen uns auf Fragen.
Aber keine Sorge, das Thema ist so vielschichtig, wir werden die Stunde auch ohne Fragen von Ihnen füllen können.
Schöner wäre es, wenn Sie sich beteiligen.
Im Backend möchte ich noch Jan Wetzel und Claudia Roth vom WZB danken,
Wir danken, dass Sie uns helfen bei der Durchführung des Webinars.
Und jetzt gehen wir mal in die Media Space. Ungleichheit, Unzufriedenheit, Populismus, das sind...
Drei Vokabeln, wo man am Freitagmorgen sagt, macht eher schlechte Laune,
das sind alles negative Sachen.
Aber sie sind natürlich in einem sehr interessanten Verhältnis zueinander.
Und das liegt auch daran, dass Deutschland in bewegten Zeiten ist,
viele andere Länder auch.
Was Bewegungen am rechten Rand anbelangt, im politischen System, die das politische
System auch durchaus bedrohen, in Frage stellen.
Und die Frage ist so ein bisschen, wie ist die Mechanik zwischen denjenigen,
die diese Bewegungen, diese Parteien unterstützen?
Und da wollen wir heute mit der Arbeit von Maya Adelna und Steffen noch ein bisschen genauer hinschauen.
Wir haben am Wochenende Landtagswahlen in Bayern. Da wird auch die große Frage sein, wie wird die AfD abschneiden?
Wir haben Umfragen, die seit einiger Zeit relativ hohe Zustimmungsraten für Deutschland zeigen, für die AfD.
Und die Frage ist natürlich so ein bisschen, was treibt die Menschen zu dieser Partei, die sehr stark polarisiert und durchaus Probleme für das System bringt?
Und was haben Ungleichheit und auch Unzufriedenheit, ein Begriff, den man vielleicht nicht so oft hört, damit zu tun.
Die Studie von Maya Adena und Steffen Huck beschäftigt sich da auf empirisch sehr innovative Weise auch.
Sie werden dann ein bisschen dazu berichten. Wir werden auch einsteigen in den Methodenteil.
Keine Sorge, es wird nicht so technisch werden, aber es ist, so wie kann ich sagen, ein großer Beitrag zu dieser Debatte.
Und ich würde sagen, dass wir mal so die Setting the Stage machen, mal anfangen, was wissen wir eigentlich über
das Verhältnis zwischen Ungleichheit und Rechtspopulismus?
Dieses Thema wird ja auch international erforscht. Meine erste Frage würde jetzt an Steffi Wupp gehen.
Was ist da der Zusammenhang? Was sagt uns Ungleichheit über die
Unterstützung von rechtspopulistischen Parteien?
Ja, in den Medien findet sich ja oftmals sozusagen die Idee, dass Ungleichheit ein wichtiger Faktor ist für die
Unterstützung der AfD und rechtspopulistische Bewegungen breiter.
Und es gibt auch Länder, in denen das der Fall ist. Aber für den Fall von Deutschland scheint das doch eher ein Klischee,
für das es wenig Evidenz gibt.
Also wenn man sich anschaut, publizierte Studien anschaut, kennen wir keine eine, die einen robusten Zusammenhang zwischen
Einkommensunterschieden, Ungleichheit und Unterstützung für die AfD zeigt.
Da scheint Deutschland also so ein bisschen Sonderfall auch zu sein.
Das ist schon mal interessant. Also ich würde vielleicht, Maya, kannst du ein bisschen ergänzen dazu, dass wir da schon mal reinsuchen.
Es wird ja immer von den Globalisierungsverlierern und Verliererinnen genannt, die dazu neigen zum Rechtspopulismus.
Wer sind denn diese Leute? Was versteckt sich denn hinter diesem Begriff der Verlierer, der Verliererinnen?
Und was kann man denn da jetzt sagen, warum dieser Zusammenhang nicht so besteht, wie man es jetzt normalerweise erwarten würde?
Ja, also wir haben tatsächlich unsere eigene Studie durchgeführt oder unsere eigene Panel-Umfrage,
in dem wir a, ein repräsentatives Sample von 4000 Personen regelmäßig wieder befragt haben,
b, zusätzlich dazu noch AfD-Anhänger dazu gesampelt haben, dazugezogen haben.
Und da haben wir ja viele Daten erhoben, natürlich auch über Bildung und auch über Vermögen.
Allerdings finden wir also nicht mal in unseren Daten eine Korrelation zwischen diesen Variablen,
also zwischen Bildung und AfD-Anhängern oder zwischen Einkommen und AfD-Anhängern,
insbesondere sobald man für viele andere Charakteristika kontrolliert.
Also man hört das zwar sehr oft in den Medien und vielleicht gibt es da durchaus eine einfache
Korrelation, aber wenn man das sozusagen eben vernünftig für die Region und so weiter kontrolliert,
dann verschwindet ja diese oder die ist dann nicht mehr so eindeutig.
Ja, man muss es einfach mal klar aussprechen, AfD-Wähler sind genauso gebildet,
haben dasselbe Einkommen und sind genauso vermögend wie Wähler anderer Parteien.
Also das ist jetzt, so viel kann ich schon mal dem Publikum sagen,
das ist natürlich ein erstes, vielleicht auch überraschendes Ergebnis,
das, was wir vorhin anmoderiert hatten,
dass das, was landläufig als These im Raum steht, das sind die Verliererinnen und
Verlierer, die sogenannte, das ist ja auch ein schwieriger Begriff,
Ja, weil dahinter verbirgt sich ja viel. Deswegen auch meine Frage, also wir reden über Bildungsungleichheit,
wir reden über Einkommensungleichheit, Vermögensungleichheit, also diese ganzen Faktoren.
Aber gibt es denn andere Faktoren, die da irgendwas dazu aussagen könnten?
Wir haben jetzt über Bildung und Finanziellem gesprochen, aber gibt es denn überhaupt,
woran wir jetzt mal uns klammern können und sagen können, was ist denn diese Gruppe?
Also ich glaube, interessant wäre, so ein bisschen zukunftstechnisch-KI-mäßig sich zu überlegen,
so gibt es Prädiktoren, gibt es Charakteristika, die mir sagen, so diese Person, das ist der
AfD-Anhänger oder der potenzielle AfD-Anhänger, von dem ich erwarte, dass er wird. Nein, also sowas
finden wir nicht, sowas gibt es nicht. Also natürlich gibt es bestimmte starke Korrelationen.
Wir sehen, dass die Leute so zwischen 40 und 60 tendenziell mehr zu AfD finden.
Das sind mehr Männer.
Aber ja, also wie gesagt, also das kann man ja nicht irgendwie wirklich vorhersagen anhand der Charakteristika, wer der zur AfD den Weg findet.
Ich würde vielleicht noch mal kurz was zu Bildung sagen, weil das ich recht
interessant finde. Und zwar, also ich habe ja zwar gesagt, dass mit der formalen
Bildung, die formale Bildung, da scheint es ja keinen Zusammenhang in unseren
Daten zu geben. Aber es gibt eine Variable, die die Ökonomen gerne in verschiedenen Studien benutzt
haben und die so eine Art Proxy für die Bildung a der Eltern und eigene Bildung sein kann,
beziehungsweise vielleicht ein bisschen mehr auch was darüber erzählt, obwohl die Zeiten ändern
sich. Und zwar geht es um die Frage, wie viele Bücher gab es in deinem Haushalt, als du zehn
Jahre alt warst? Und parallel dazu die gleiche Frage kann man stellen, wie viele Bücher gibt es
jetzt in deinem Haushalt? Die Antworten sind dann ein Regalbrett, zwei Regalbretter, ein ganzer
Regal oder noch mehr. Und hier sehen wir tatsächlich einen Zusammenhang in dem Sinne,
je weniger Bücher man früher zu Hause hatte oder jetzt zu Hause hat, desto höhere Korrelation.
Ist es mit der AfD-Anhängerschaft. Und diese Variable, wenn wir die heute benutzen,
diese Korrelation ja auch noch stärker ist. Also da haben wir jetzt ja schon mal einen
Anhaltspunkt. Ich finde das toll, wie du das jetzt erklärt hast mit dem Proxy, weil es ja auch
einen Rahmen setzt, also der Familienzusammenhang, der Regalmeter, Bücher zu Hause, den kennt man ja
auch aus anderen Studien, der scheint da auch wichtig zu sein. Und ich frage mich auch nochmal,
also ich bin ja jetzt, wie jeder, ihr seid ja beides Ökonominnen und Ökonomen, das ist ja auch.
Dieser besondere Zugang, den wir jetzt nachher in der Methode dann nochmal sehen. Ihr bildet ja ein
bisschen auch in so einem klassischen politikwissenschaftlichen Feld, was ich super
finde und ein bisschen dcb-spezifisch ist. Aber wenn man sich jetzt mit der AfD so ein bisschen
beschäftigt und ein aufmerksamer Zeitungsleser, Zeitungsleserin ist, dann sieht man natürlich
immer dieses regionale Clustering in Deutschland, also in bestimmten Regionen. Auch da halten sich
dann vielleicht Vorurteile, die schnell getroffen werden. Das ist ja der Osten. Ich komme ursprünglich
aus Bayern. Ich weiß, dass es da auch Hubs gibt sozusagen. Kann man da noch was dazu sagen?
Ja, da finden wir das, was sozusagen alle finden. Also natürlich ist das Bundesland eine wichtige Vorhersage.
Aber das ist eben auch relevant für die anderen Resultate, weil um sich anzuschauen, was ist denn die Rolle von Einkommen,
müssen wir eben für das Bundesland kontrollieren.
Also wir müssen die Leute sozusagen vergleichen mit ihren Nachbarn und nicht irgendwie mit irgendjemand anders,
der sozusagen wo ganz anders, in einem ganz anderen Umfeld lebt.
Und in dem Moment, wenn wir eben dafür kontrollieren, dann verschwindet die Rolle von Einkommen,
verschwindet die Rolle von Bildung.
Aber die Bundesländer spielen natürlich eine Rolle. Also das sehen wir ja in allen Sonntagsfragen auf Bundeslandebenden.
Wir sind ja hier jetzt kritische Beobachter eurer Arbeit. Und deswegen finde ich es wichtig, dass wir auch solche Anker haben, dass wir sagen,
wir haben ja von zwei Überraschungen jetzt gesprochen und die größere, die kommt ja jetzt.
Aber euer Datensatz zeigt ja, dass es durchaus auch Anker gibt, die das plausibilisieren.
Und deswegen fand ich es wichtig, das nochmal nachzufragen. Aber wir haben jetzt viel über Ungleichheit gesprochen.
Der zweite Begriff im Titel ist Unzufriedenheit. Ungleichheit kann zu Unzufriedenheit führen, führt Unzufriedenheit zu Populismus oder dass man Populismus anhängt.
Also wie kommt jetzt Unzufriedenheit rein? Das eine ist ja Ungleichheit, aber das andere ist dieser sehr nahe, also nahe dran an der Lebenswirklichkeit befindlichen Begriff der Unzufriedenheit.
Jeder ist mal unzufrieden, aber wie habt ihr das in eurer Studie eingebaut?
Warum ist das wichtig?
Ja, also zunächst mal schauen wir erst mal an, was wissen wir denn aus anderen Studien.
Andere Studien berichten, dass sozusagen Unzufriedenheit eine wichtige Variable ist für AfD-Support,
aber typischerweise geht es dabei um Unzufriedenheit mit dem politischen System, Unzufriedenheit
mit der politischen Klasse, Unzufriedenheit mit der Demokratie.
Diese bestehende Forschung schaut sich auch an allgemeine Unzufriedenheit.
Bin ich unzufrieden mit meinem Leben? Bin ich unzufrieden mit meiner finanziellen Situation?
Und interessanterweise ist es da auch wieder so, dass es für Deutschland bislang keinen dokumentierten Zusammenhang gibt zwischen sozusagen dieser allgemeineren
Form von Unzufriedenheit oder finanzieller Unzufriedenheit und AfD-Unterstützung.
Und hier ist es sozusagen der Punkt, wo wir wirklich neue Resultate haben.
Wir finden starken Zusammenhang mit Unzufriedenheit.
Und das liegt vor allem daran, dass wir Unzufriedenheit anders messen.
Ah, interessant. Also wir kommen jetzt schon mal an die Methode ran.
Ich sehe gerade, Dirk Eimlinger hat eine Frage gestellt, eine Klärungsfrage, die ich vielleicht vorziehe.
Und dann schauen wir gleich mal auf das neue Messen, das ihr da gemacht habt mit der Unzufriedenheit.
Sie schreibt, in den meisten Bildungsstudien dient die Variable Bücherregale im Elternhaus als wichtiges Box-Hilfe für das eigene formale Bildungs-
und Kompetenzniveau. Ist das bei euch auch so? Würdet ihr das als Klärung jetzt oder nicht so?
Also das mag die Erklärung sein, warum es eben in der öffentlichen Debatte die Bildung eben so rausgehoben ist.
Wir wollten einfach nur unterstreichen, dass eben die formale Bildung, da es keinen Zusammenhang wieder finden.
Und tatsächlich finden wir den mit den Büchern und durchaus kann es sein, dass die eine wichtige Rolle spielen.
Der Effekt der Bücher kontrolliert dann auch wieder, also sozusagen wir kontrollieren dann für die formale Bildung, also sozusagen gegeben bestimmtes Niveau formaler Bildung, finden sich dann weniger Bücher in den Haushalten von AfD-Unterstützung.
Okay, danke. Dann haben wir das geklärt. Jetzt kommen wir mal an die an die interessanten Kerne
eurer Arbeit. Messen, also du hast gerade gesagt, ihr messt das anders, diese Unzufriedenheit oder
neu. Was macht ihr da? Ja, also bislang wird Unzufriedenheit in diesen Dimensionen typischerweise
so gemessen, dass man sagt, wie zufrieden bist du denn mit deinem Leben auf einer Skala von 0 bis 5?
Ja, und dann sagen die Leute sehr unzufrieden 0 oder sehr sehr zufrieden 5 oder sagen irgendwas
dazwischen. Und da ist natürlich die Frage, wenn man die Frage so stellt,
was ist eigentlich der Anker? Also wenn ich mir jetzt anschaue...
Wenn ich überlege, wie zufrieden ich bin, muss ich das ja mit irgendwas vergleichen.
Und dann stelle ich vielleicht den Vergleich an mit meinen Nachbarn, was natürlich wäre.
Jedenfalls, wenn man so die Frage stellt, gibt es, also das ist das, was alle bisherigen Studien gemacht haben,
findet sich kein Zusammenhang.
Wir hingegen stellen Fragen, bei denen wir die Teilnehmern unserer Studie dazu einladen,
sich mit sich selbst zu vergleichen? Maya kann da noch ein bisschen mehr vielleicht dazu sagen.
Genau. Also wir geben denen so eine Art internen Referenzpunkt, der natürlich dann auch die
Qualität der Messung verbessert, weil jetzt ohne jeglichen Referenzpunkt wissen wir ja nicht,
mit wem sie sich vergleichen. B, natürlich, wenn sie sich regional vergleichen, so wie Steffen
gesagt hatte, dann kommen wir schon wieder in irgendwelche weiteren Probleme, weil Regionen
sich voneinander unterscheiden. Also mit wem vergleiche ich mich deutschlandweit oder mit
meinen Nachbarn oder wie auch immer. Und unser Referenzpunkt ist A, ich selbst. Und zwar fragen
wir, wie es den Befragten geht, persönlich oder finanziell. Das sind zwei separate Fragen. Im
Vergleich zum Vorjahr. Das sind zwei Fragen. Dann stellen wir auch noch zwei weitere Fragen. Wie ist
deren Erwartung? Wie es denen persönlich beziehungsweise finanziell, auch zwei separate
Fragen, gehen wird in einem Jahr im Vergleich zu heute? Das ist ja der Referenzpunkt. Und dann
haben wir auch noch zwei weitere Hilfsfragen, wo wir mehr oder weniger das Gleiche fragen,
aber im Vergleich zu den Eltern, also zu deren Eltern, als sie zehn Jahre alt waren.
Beziehungsweise im Vergleich zu den Neunzigern, natürlich die letzte Frage können wir ja nur
stellen, den Personen, die nicht so jung sind. Okay, wenn wir das machen, wenn wir die Fragen
so stellen, dann stellt sich auf einmal heraus, dass es einen extrem starken Zusammenhang gibt
zwischen Unzufriedenheit und der Unterstützung der AfD und zwar für all diese Fragen. Also Maya hat ja gerade aufgezählt, Vergleich mit letztem Jahr,
Ausblick auf die Zukunft, Vergleich mit den Eltern, persönlich, finanziell, egal
welche Kombination. In all diesen Fragen finden wir einen sehr, sehr robusten,
starken Zusammenhang mit AfD-Unterstützung, der auch nicht verschwindet, wenn wir anfangen für den ganzen anderen Kram, den wir wissen, also
Bildung, Einkommen, Wohnort und so weiter. Wir können für all diese Sachen kontrollieren und der Zusammenhang zwischen Unzufriedenheit und AfD-
Unterstützung bleibt bestehen, in sehr... also sozusagen sowohl...
Robust, statistisch signifikant und auch ökonomisch groß in großer Zusammenhänge.
Also das sind keine kleinen Effekte.
Und da werden wir später noch, das ist schon mal als kleiner Teaser vielleicht,
für das, was wir später machen. Wir haben ja mehrere Wellen, das heißt,
wir können unterscheiden zwischen Leuten, die sozusagen stetige AfD-Unterstützer sind.
Und dann sehen wir manche Leute aber auch die wechseln und in ihrer Unterstützung und was wir finden ist, dass diese Unzufriedenheit in dem Moment, wenn ich mich von der AfD wieder abkehre, auch wieder verschwindet.
Und das ist ein wichtiger sozusagen, das ist ein wichtiger Clou für das, was wir dann später, was wir dann später machen, wo wir noch brauchen.
Das war jetzt viel Stoff. Lass mich das nochmal ein bisschen einordnen. Muss das auch, also ich habe mich ja mit der Studie beschäftigt, aber nochmal reflektiert.
Also ihr sagt erstens Korrelation mit Ungleichheit, Fehleinzeige. Ihr geht auf Unzufriedenheit,
messt das und habt diese Referenzpunkte zeitlicher Art zu sich selbst, zu den Eltern,
spannt dann ein Feld auf und merkt plötzlich, ah, Moment, wir finden hier eine große Korrelation.
Und was Steffen jetzt nochmal erklärt hat, war, dass über den Zeitverlauf das auch wechseln kann.
Also ihr habt den Test sozusagen, wenn die Leute sich wieder abkehren von der AfD,
also sagen, wir unterstützen die nicht mehr so, dann geht dieser Effekt wieder zurück.
Wie groß sind denn diese Effekte? Also ich spreche von großen Effekten, aber Maja,
kannst du mal erklären, dass wir nicht zu viel dafür machen?
Ja, ich kann ein paar Zahlen einwenden. Und zwar eine durchschnittliche Person,
beziehungsweise beobachten wir das im Allgemeinen, zwei bis drei Personen von zehn sagen,
dass es denen schlechter geht. Also im Durchschnitt zwei bis drei Personen. Wenn wir uns die stabilen
AfD anschauen, dann ist es jeweils eine Person mehr. Wenn wir uns die Frage nach den Erwartungen
für die Zukunft anschauen, dann sind es im Durchschnitt ein bis zwei Personen von zehn,
die schwarz oder negativ die Zukunft sehen. Und bei den AfD-Anhängern ist es doppelt so viel.
Und immer jeweils die Stärke der, also sobald wir die AfD-Anhänger aufsplitten auf die stabile
AfD-Anhänger, die neuen AfD-Anhänger und die ehemaligen AfD-Anhänger, dann ist dieser Muster.
Auch recht klar mit stabilen AfD-Anhängern in der Mitte und dann sozusagen 50 Prozent oder 100
Prozent on top bei den neuen AfD-Anhängern. Und es reduziert sich sehr stark für die ehemaligen
AfD-Anhänger. Das heißt, sobald sie nicht mehr AfD-Anhänger sind, sind sie eigentlich so wie
der Durchschnitt wieder. Okay, wir reden ja jetzt gerade noch mal von Korrelationen, also von einem
Zusammenhang. Du hast jetzt gerade schon ein bisschen eine Richtung angedeutet. Das war ja
auch das, was Steffen vorhin sagte, mit diesem Wechsel. Ich fand es interessant,
dass du nochmal erklärt hast, ihr habt auch Unterschieden in der Stabilität der Unterstützung
für die AfD, also die, die lang dabei sind und die, die neu dabei sind. Ich habe jetzt verstanden,
dass die, die neu dabei sind, dass da nochmal die Effekte größer sind. Vielleicht gewöhnt man sich
an die Unzufriedenheit. Aber bevor wir jetzt nochmal auf die Richtung gucken, und dann geht
es ja an den Kern des Papiers, wir wollen ja nicht nur über Korrelation reden, sondern auch über
Ursachen, wollte ich nochmal fragen, warum ist die Methode denn jetzt so entscheidend? Was ist
denn da, warum ist das jetzt so ein wichtiger, neuer Ansatz, den ihr da einbringt?
Naja, ich glaube, wir haben ja darüber gesprochen, dass die AfD-Wähler nicht anders sind als ihre
Nachbarn hinsichtlich Einkommen, Vermögen, Bildung etc. Und ich glaube, dass einfach,
oder wir sind davon überzeugt, dass wenn ich eben die Frage nach Unzufriedenheit auf so einem
absoluten Niveau stelle, ja, wie zufrieden sind sie, Skala 0 bis 5, dann ist es eben natürlich,
sich mit meinen Nachbarn zu vergleichen. Und wenn ich sehe, den Nachbarn geht es irgendwie genauso.
Gut wie mir, warum soll ich sozusagen jetzt besondere Unzufriedenheit äußern? Und deshalb,
glaube ich, ist sozusagen diese, ich sage mal, Grumpiness oder dieses, ja, also die kommt halt
eher zum Vorschein, wenn ich jetzt diesen klaren Anker habe und mich mit mir selbst vergleiche.
Ja, ansonsten gibt es einfach keinen Grund, wenn ich eben dasselbe Einfamilienhaus,
die selbe Mietwohnung und dasselbe Auto habe wie mein Nachbar, warum soll ich dann sozusagen,
Wenn diese Frage auf absolutem Niveau gestellt wird, warum soll ich dann...
Behaupten, ich sei unzufrieden. Deshalb machen wir hier die Methode,
deshalb glauben wir, machen wir die Methode.
Eine klare Schärfung.
Jetzt schauen wir uns mal an, wie ist denn die Mechanik? Kann man jetzt sagen, dass die Unzufriedenheit...
Wir sind ja ausgegangen von der Ungleichheit.
Was ist der Impuls für Menschen, sich hinzuwenden in diesen extremen Positionen im System am rechten Rand?
Ist es jetzt die Unzufriedenheit, die die Leute zu AfD-Unterstützern machen? Also da sind wir jetzt in unserem Leitfaden
hier und in dem, was wir vorgestellt haben, im Prinzip noch nicht so weit, um über eine Aussage
über die Kausalität zu machen. Also was wir gesagt haben, dass wir erstmal in unseren vier Wellen
beobachtet haben, dass die AfD-Anhänger unzufriedener sind und dass es eine bestimmte
Dynamik ist. Es ist hier in diesem Moment, also man kann wirklich immer noch keine Aussage treffen,
was kommt zuerst. Ist es die Unzufriedenheit, die mich zu AfD treibt oder gibt es einen anderen
Zusammenhang, dass dadurch, dass ich zu AfD gefunden habe, irgendwie meine Unzufriedenheit
sich verändert. Weil wir messen das alles, auch wenn wir es über die Zeit immer wieder messen,
das sind immer bestimmte Zeitpunkte, wo wir im Prinzip die beiden Fragen gleichgestellt haben.
Also es gibt noch so einen Twist bei uns, dass wir diese Stabilität bei AfD-Anhängerschaft
beziehungsweise den Wechsel nicht anhand einer Frage messen, aber eben die Antworten vom Vorjahr
dazuziehen. Aber das hilft ja noch nicht unbedingt, irgendwelche Aussagen über die
Kausalität zu machen und also das ist ja, ja, also ein...
Schwieriges Unterfangen darum. Das ist ja so ein bisschen der Kern immer, dass man sagt, die Dinge hängen zusammen,
aber die Richtung ist entscheidend. Wir gehen jetzt da nochmal weiter.
Wir haben ja auch eine Überraschung versprochen und momentan hört es sich an,
als ob da keine Antwort da ist. Mal schauen, ob es so bleibt.
Jutta Eimlinger hat jetzt nochmal eine technische Frage, die ganz gut reinpasst,
weil wir ja über die Unzufriedenheit nochmal gesprochen haben, methodisch.
Sie fragt, welche Prädiktoren gibt es für die Unzufriedenheit?
Genau, also wir haben schon geschaut, vor allem über die Jahre, wie es sich verändert hat.
Wir haben die unsere Panel-Umfrage, das habe ich leider am Anfang auch nicht genau erklärt,
die fängt im 2019, 2020 ist dann die nächste Welle, wo natürlich dann die Pandemie kam.
Und 2021 haben wir zwei Wellen.
Das heißt, wir haben ja irgendwie die Pandemie dazwischen.
Und klar, die Pandemie an sich hat Ängste irgendwie geschürt,
sodass dann auch die Leute, sage ich mal, mit Sorge auf die Zukunft geschaut haben.
Also da gibt es an sich schon eine Korrelation auf jeden Fall.
Aber die Korrelation mit AfD ist definitiv noch einmal...
Nee, sozusagen on top noch mal drüber. Was wir auch noch sehen, also außer jetzt Pandemie per se,
oder was mir dann jetzt irgendwie während der Pandemie finanziell passiert ist oder
gesundheitliches passiert ist. Einfache Korrelation jetzt mit den Jahren unabhängig davon, aber auch
mit einkommen. Also sozusagen so die zweite Variable, die irgendwie doch sehr stark mit dem.
Mit der Unzufriedenheit hängt, ist schon tatsächlich Einkommen.
Und wir haben ja auch sogar so Back-of-the-Envelope-Calculations gemacht und verglichen. Das ist jetzt auch keine kausale Aussage,
die wir hier machen können und Ceteris Paribus alles.
Aber so ungefähr, wenn man den AfD-Anhängern, wenn sie 3.000 Euro pro Monat zusätzlich verdienen würde, dann würde man den
Unterschied zu der Allgemeinheit wettmachen können. Das möchte ich aber definitiv nur als sozusagen so eine Art Bild malen und nicht eine Kausalität
hier unterstellen. Das ist natürlich, da ist man jetzt gleich versucht als Kommunikator,
weil das ist natürlich ein starkes Bild, das ist der Preis. Aber gut, dass du das so
so lustig hat. Vielen Dank. Claudia Buchmann hat ja auch nochmal nach dem Zeitraum gefragt.
Vielleicht, damit wir den Teil nochmal abschließen, zum Gruppe der Befragten, weil das ist ja
auch wichtig. Kannst du nochmal kurz sagen, wie viele sind das? Gab's Spezifizierten zum
Sampling? Lassen wir das nochmal jetzt klären, bevor wir in die Gretchenfrage einsteigen.
Okay, also dann sage ich das nochmal. Wir haben im 2019 ein repräsentatives Sample
von 4.000 Personen gehabt und dazu haben wir noch zusätzlich 1.000
AfD-Anhänger gesampelt, anhand deren Antworten, wie sie in den Bundestagswahlen 2017 abgestimmt haben.
Dieser Sample, den ziehen wir über die ganzen vier Beobachtungswellen.
Natürlich kommen nicht immer alle wieder. Zusätzlich haben wir 2021 vor den Bundestagswahlen nachgesampelt.
Speziell eben mit AfD-Anhängern, da haben wir 1.500 noch mal zusätzlich nachgesandt.
Wunderbar. Ich habe jetzt noch eine letzte Frage. Dann kommt Herr Lange.
Die ziehen wir dann in den Fragenblock, weil das ist eine tiefergehende Frage.
Da müssen wir, glaube ich, erst mal inhaltlich auf die Ergebnisse gucken.
Es gab eine Frage, wie hat man die AfD-Anhängerinnen für die Befragung rekrutiert?
Also auch noch mal eine Frage in den Maschinenraum, sozusagen, wie macht man so etwas?
Genau, also wir haben uns bedient eines Umfrageinstituts YouGov.
Und da Sie regelmäßig sehr viele Befragungen durchführen und
typischerweise auch nach deren Parteipräferenzen fragen oder wie Sie in vorherigen Wahlen abgestimmt haben, das spielt ja auch natürlich eine Rolle
für die Repräsentativität, so können Sie anhand der Daten,
die Sie in der eigenen Datenbank dann zusätzlich uns die AfD-Anhänger samplen.
Okay, ich glaube, wir haben das jetzt ordentlich gemacht. Vielen Dank an das Publikum für die Fragen.
Das zeigt, dass Sie dranbleiben. Und wir haben jetzt hier nochmal einfach den Aufriss gezeigt, mit was haben die beiden gearbeitet, datenmäßig.
Jetzt aber zur Gretchen-Frage. Das ist ja jetzt so ein kleiner Cliffhanger.
Wir haben ja gesagt, es gibt eigentlich keine, also ich habe so rausgehört, es gibt keine Antwort.
Da ist eine Korrelation da, da gibt es eine gewisse Indikation durch diese Wechselbewegung.
Aber was ist jetzt? Also wie ist jetzt die Richtung?
Ja, also das ist sozusagen das, was uns überrascht hat. Wir haben viele Gespräche über unsere Studie geführt und wenn man an diesem Punkt ist, ist die ganz große Erwartung eigentlich immer des Gesprächs gegenüber, dass es Unzufriedenheit ist, die die Leute zur AfD treibt.
Und hier kommt die eigentliche Überraschung, denn wir finden, dass der Pfeil der Kausalität in die andere Richtung geht.
Also ganz platt, ganz platt gesagt, plakativ gesagt, könnte man sagen, AfD wählen macht unglücklich.
Ja, also ich meine, du steigst ja schon ein, aber das ist ja jetzt die zweite große Überraschung,
dass man sagt, okay, if you want to stay happy, don't go for AfD.
Also was ist, wie habt ihr das rausgefunden? Wie könnt ihr das jetzt so in den Augen stellen?
Ja genau, also hier mal zu Methodik. Also der Goldstandard natürlich ist ja experimentell
und idealerweise möchte man die eine Variable irgendwie extern beeinflussen,
um zu beobachten, wie sich die andere Variable verändert.
Ja, also das heißt, man könnte zum Beispiel irgendwie Unzufriedenheit beeinflussen und schauen, ob die Leute jetzt eine andere Antwort geben
in Bezug auf deren Parteipräferenzen oder man kann auf irgendeine Art und Weise
die Parteipräferenzen versuchen zu beeinflussen und dann schauen,
ob sich deren Antworten in Bezug auf die Unzufriedenheit irgendwie ändern.
Und im ersten Schritt haben wir noch sozusagen selber nichts gemacht.
Aber wir hatten, der Zufall war, dass während unserer Umfrage 2020 der AfD-Parteitag stattgefunden hat.
Und zwar heißt das, dass die Befragung hat einige Zeit vor dem Parteitag gestartet und dauerte über den Parteitag noch
einige Zeit länger. Und wir haben natürlich beobachtet, dass der Parteitag sehr viel.
Also sehr viel in der Presse darüber berichtet worden ist, auch sehr viel in den sozialen Medien.
Da gibt es einen Peak auf jeden Fall in Aufmerksamkeit bezüglich der Begriffe AfD, AfD-Parteitag.
Das Gleiche sieht man in den Google-Suchen interessanterweise.
Also die Google-Suchen zeigen, wie die Leute das wahrscheinlich nicht selber auch wahrgenommen haben und wo sie nach Informationen weiter gesucht haben,
da ist dieser Peak nur sehr nahe an dem Parteitag. Also sehr hoch, sehr schnell und
der flacht ja wieder ab. Und wir haben sozusagen uns überlegt, dass die Identität der AfD-Anhänger
Und insbesondere die Identität der neuen AfD-Anhänger oder derjenigen,
die ja noch keine starke Identität haben, dass sie sich in dieser Zeit eben sehr intensiv mit den Parteithemen auseinandergesetzt haben.
Also das war ja auch ein sehr intensiver Parteitag mit sehr vielen lebhaften und
kontroversen Diskussionen, sodass sicherlich eben diese neuen
AfD-Anhänger, ja also für sich selbst irgendwie ausmachen mussten, wo gehöre ich hin, wo ist denn
irgendwie, ja also was ist meine Identität, ja. Aber da es eben so schnell abgeflacht hat,
also beziehungsweise vor dem Parteitag, wir das nicht beobachtet haben, diese diese
Auseinandersetzung mit den Themen, haben wir jetzt zuerst folgender Vergleich gemacht,
also für den neuen AfD oder solche eben mit einer nicht sehr ausgebildeten AfD-Identität, haben wir verglichen, wie sie die
wohlbefindenden Fragen beantwortet haben in diesem Fenster um den Parteitag, also engen Fenster um den Parteitag, und wie es sich
unterschieden hat zu den Antworten sozusagen außerhalb dieses Fensters.
Und das auch noch in Relation zu Nicht-AfD-Anhängern bzw. den stabilen oder AfD-Anhängern mit der starken AfD-Identität.
Und, Steffen, was haben wir gefunden? Wir kommen jetzt da reingehen nochmal.
Danke, dass du das jetzt nochmal so erklärt hast.
Bei Experiment, im Sozialforschungszusammenhang, schränken erst mal so ein paar Leute immer zurück und sagen,
was heißt da Experiment, wo ist da das Labor und so weiter.
Ich finde es super, dass du das jetzt so erklärt hast. Was ist eigentlich die Grundmechanik eines wissenschaftlichen Experiments?
Vorher, nachher, klar, Richtung des Effekts, Isolierung der Einzelfragen und so.
Fand ich super, muss ich aber jetzt noch mal ein bisschen rekapitulieren.
Aber das Wichtige ist.
Für mich nochmal, da wollte ich nachfragen, dieser Peak, den du da jetzt beschrieben hast, das ist ja auch so eine Medienfrage
jetzt auch, wen erreicht dieser Parteitag?
Also Parteitage, wenn ich ja so, habe ich auch mal Politikwissenschaft studiert, Parteitagsprotokolle sind
urlangweilig, natürlich hat man manchmal Personalien, aber die Frage ist,
da könnt ihr mit Sicherheit sagen, dass die Leute sich wirklich auch damit beschäftigen. Das ist auch eine Frage des politischen Engagements, der Auseinandersetzung.
Das ist eigentlich was Gutes, sich erst mal auch mit einer Position zu auseinandersetzen.
Also könnt ihr das mit fester Stimme sagen, dass da kein Bias drin ist, dass da wirklich
auch die Leute, die ihr da im Sample habt, erreicht wurden?
Also das wissen wir natürlich nicht. Also wir wissen natürlich nicht, wer was gelesen hat und wer welche Nachrichtensendungen
geschaut hat. Und auf dieses Problem werden wir auch noch zurückkommen.
Ja, aber vielleicht sollten wir erstmal noch kurz sagen, was Maja jetzt gefragt hat,
erinnere ich mich noch an meine eigenen Resultate, an unsere Resultate? Ja, natürlich.
Also was wir finden ist eben, dass insbesondere bei den neuen AfD-Unterstützern.
Werden die neuen AfD-Unterstützer während des Parteitags größere Unzufriedenheit
kundgeben als vor und als nach dem Parteitag?
Das heißt, wir haben hier sozusagen, wir haben kein Experiment durchgeführt,
aber wir haben dieses natürliche Experiment, wo eben während einer bestimmten Phase
in unserer Befragung Leute stärker damit konfrontiert werden,
mit AfD-Themen stärker konfrontiert werden, mutmaßlich, ja, mutmaßlich. Und was wir dann
eben sehen, ist, dass durch dieses Priming der Identität als AfD-Unterstützer die Unzufriedenheit
nach oben schießt. Und natürlich gibt es da jetzt offene Fragen, wir wissen, also wir können nichts,
wir wissen genau nichts darüber, ob die Leute tatsächlich Fernsehen geschaut haben oder Zeitungen
belesen haben oder Radio gehört haben oder Social Media.
Wir wissen, insgesamt hat das stattgefunden, aber wir wissen es natürlich nicht konkret
für unsere einzelnen Befragten.
Aber es ist zunächst mal sozusagen, als wir dieses Resultat gefunden haben, ist uns die Kinnlade runtergeklappt.
Und es ist sehr, sehr schwer, sozusagen diesen Effekt anders zu erklären als mit dieser kausalen Richtung.
Dazu sozusagen die AfD-Unterstützung, AfD-Unterstützung, insbesondere wenn sie frisch ist, Unzufriedenheit nach oben treibt.
Gesagt, okay, wir müssen hier jetzt auch nur mal sicher gehen. Und das ist eine große Überhauptung,
die wir aufstellen. Und wir wissen nicht genau, wer ist getreated worden sozusagen durch dieses
natürliche Experiment und wie stark war das Treatment. Das heißt, wir müssen das irgendwie
noch mal selber genauer experimentell untersuchen. Und das haben wir dann in der nächsten Welle
gemacht. Genau, genau, genau, genau das. Also sozusagen, das ist genau der Punkt, den Harald
angesprochen hat, Kontrolle darüber, wer sich mit den Themen auseinandergesetzt hat und wer sich
mit welchen Themen auseinandergesetzt hat. Und das haben wir genau in der 2021, unserer vierten
Welle, gemacht, indem wir zwei Blöcke, Survey-Blöcke hatten, die wir einfach umgetauscht haben. Also das
Das heißt, die eine Hälfte unserer Befragten hat sich zuerst mit den Parteithemen auseinandergesetzt und dann wurde sie gefragt, wie es deren
Wohlbefinden ist. Und für die andere Hälfte haben wir die Reihenfolge umgedreht.
Das heißt, wir haben zuerst nach dem Wohlbefinden gefragt und dann später die
Parteithemen, also die Befragung mit den Parteithemen gestartet.
Ich kann ja ganz kurz sagen, wie wir jetzt, das war natürlich eine andere Art der.
Auseinandersetzung mit den Parteithemen, die wir da vorgegeben haben. In unserem Fall ging es darum,
dass die Personen sich nochmal das Parteiprogramm angeschaut haben und uns gesagt haben,
welche Parteiprogrammpunkte sie für besonders wichtig finden, denen zu stimmen. Wir haben
auch verschiedene Politiker genannt und auch gefragt, wie sehr sie diese Politiker, wie gut
sie die finden. Wir haben aber vor allem auch noch eine offene Frage gestellt, wo wir die
Personen gefragt haben, warum sie diese Partei unterstützen, die sie uns eben dann jetzt genannt haben.
Ja, ich glaube, das waren die hauptwichtigen Punkte. So, jetzt ist ja wichtig, wer mit welcher Partei geprimed worden ist.
Und wir haben das zwar wie folgt gemacht.
Wir haben einmal die Frage gestellt, für wen Sie...
Für wen Sie gewählt haben. Aber wir haben auch gefragt, wen Sie sich vorstellen könnten zu wählen.
Ja, also das heißt, das waren für uns die Personen, die uns besonders interessiert haben, die so ein bisschen so on the margin waren.
Ja, wir haben das so ein bisschen weiter abgebildet.
Aber es geht darum, dass wir jetzt diese Befragung bezüglich der AfD-Themen
nicht nur an die Personen gestellt haben, die jetzt wirklich stabile,
regelmäßige AfD-Wähler sind, sondern wir haben die so ein bisschen aufgeteilt auf eben stabile und so ein bisschen on the margin.
Und wir waren insbesondere interessiert an diesen Leuten, die on the margin sind. Und alle anderen haben dann die Fragen zur Partei beantwortet,
für die sie dann eben in den letzten Bundestagswahlen abgestimmt haben. Ja,
und das Überraschende ist, hier finden wir genau die gleichen Ergebnisse wie vorher.
Okay, also das scheint robust zu sein. Habt ihr da nochmal irgendwas eingezogen? Es kann ja sein,
da sollte immer noch sagen, we don't buy it. Also da sind noch viele Unsicherheiten drinnen.
Gibt es noch ein Netz, das ihr anbieten könnt? Weil wenn nicht, dann würde ich erst gerne mal
so in die Theorie einsteigen. Ja, also ich würde sagen, das ist ja ein Experiment,
das ist ja der Goldstandard und ich bin persönlich sehr davon überzeugt als sozusagen Autor der
Studie. Aber ich habe noch so einen kleinen Bonus für vielleicht die Personen, die immer
immer noch skeptisch sind und noch nicht hundertprozentig überzeugt sind.
Und zwar, wir haben auch einmal so eine Frage ganz direkt gestellt.
Und zwar haben wir gefragt, ob es schon Situationen gab, in denen sie sich aufgrund der Verbindung zu einer
populistischen Partei schlechter gefühlt haben.
Also hier ist es wirklich aufgrund der Verbindung sozusagen in der Frage stellen wir eben diese Kausalität vor.
Und von den AfD-Anhängern haben immerhin 10 Prozent direkt gesagt Ja und 20 Prozent, dass sie sich unsicher sind.
Da scheint es auch vielleicht selbst den AfD-Anhängern irgendwie bewusst zu sein,
dass da es einen Zusammenhang gibt.
Gibt es da, habt ihr da eine Erklärung dafür? Also wenn wir jetzt nochmal zurücktreten und sagen,
dieses Ergebnis ist euch da sehr überrascht auch wahrscheinlich viele auch hier im Publikum überrascht. Was wäre eine Theorie, die das erklären könnte?
Also wir haben zwei Theorien anzubieten, müssen aber dazu sagen, dass wir jetzt keine direkte Evidenz für diese Theorien haben.
Also wir haben dieses klare Resultat und jetzt müssen wir darüber nachdenken, was kann der Mechanismus sein, der dahinter ist,
ohne dass wir jetzt diesen Mechanismus wirklich genau identifizieren können.
Aber wir sehen zwei plausible Mechanismen, die eine Rolle spielen könnten.
Das eine ist, dass in dem Moment, wenn ich mich entscheide, die AfD zu unterstützen,
vielleicht weil ich unzufrieden bin mit dem politischen System, wie das irgendwie in anderen Studien herausgekommen ist,
dann selektiere ich mich ja noch glücklicherweise in eine Minderheit,
die auch sehr, also die keinen Einfluss hat tatsächlich auf die Gestaltung politischer Outcomes.
Und das heißt, durch diese Selbstselektion in eine Minderheit könnten wir uns vorstellen,
dass man eben auch nicht glücklicher wird, sondern dass es einem noch bewusster wird,
dass man vielleicht mit dieser politischen Unzufriedenheit, die man hat,
dass man die nicht ändern kann.
Und jetzt gesteht man sich sozusagen die eigene Hilflosigkeit ein,
indem man sich in einer Minderheitengruppe, einer Minorität, selektiert.
Das ist die eine Möglichkeit, von der wir uns vorstellen können, dass das sozusagen die Resultate treibt.
Das andere ist, dass man sich, wenn man sich mal überlegt, was sind denn die AfD-Themen,
dann sind das ja alles keine guten Laune-Themen.
Also es gibt ja keine, sozusagen, es gibt ja relativ wenig sozusagen positives in der AfD-Rhetorik, sondern es geht in erster Linie darum,
Dinge, die aus Sicht der AfD schlecht laufen, immer wieder sozusagen zu benennen.
Das heißt, man begibt sich sozusagen, man selektiert sich wieder selbst in so einen
Kreis, in dem sozusagen rhetorische Negativität auf einen einprasselt.
Und das könnten wir uns eben auch sehr gut vorstellen, zumal es sozusagen dafür auch aus anderen Literaturen
Ergebnisse gibt, dass wenn ich sozusagen immer wieder schlechte Nachrichten höre
und immer wieder gesagt bekomme, wie schlecht alles läuft, dass das auch Auswirkungen darauf hat,
wie glücklich ich mit meinem Leben bin.
Ja, das ist, Stefan, das hast du jetzt sehr elegant gemacht, weil das auch die Frage von Herrn Lange,
die jetzt schon seit Längerem im Chat steht, adressiert.
Und das zeigt auch, warum das jetzt wichtig war, dass wir die Studie durchdekliniert haben,
weil Herr Lange noch fragt, wenn jetzt also die Befragten finanziell unzufrieden sind und deshalb AfD wählen,
das ist ja die andere Richtung, ja genau die umgekehrte Richtung sozusagen festgestellt,
also jedenfalls bei der Unzufriedenheit.
Und Herr Lange fragt dann, wenn man jetzt die andere Richtung annehmen würde,
Was sind denn da politische Inhalte, die dann einzahlen auf die Wählerinnen und Wähler,
damit die Unsprühenheit dann vielleicht weggeht.
Aber wir haben ja genau diese andere Seite jetzt beleuchtet.
Insofern können wir, glaube ich, ihr könnt gerne nochmal kommentieren.
Ich würde sagen, dass die Studie jetzt dazu nicht sprechen kann.
Ich möchte auch gerne ans Publikum nochmal sagen, danke für die bisherigen Fragen.
Wir haben noch neun Minuten, die wir nutzen werden. Aber stellen Sie gerne Fragen, ich rufe die direkt aus aus dem Chat.
Aber die Frage ist jetzt so für mich ein bisschen, was habt ihr denn?
Großes Ergebnis für heute sind zwei Dinge für mich. Erstens, Ungleichheit, also diese alte These, das alte Klischee,
die sogenannten Globalisierungsverlierer werden zur AfD getrieben.
Ist nicht haltbar, Ungleichheit, ihr findet da nichts, was den gängigen Klischees bespricht, sondern das überraschende Ergebnis,
das ihr aufmacht hier ist, dass mit der Kategorie der Unzufriedenheit eine Richtung, eine Effektrichtung durch dieses Experiment identifiziert werden konnte,
die einfach nicht auf der Hand lag. Also nicht die Unzufriedenheit treibt die Leute zur AfD,
sondern wenn ich mich für die AfD entscheide, dann muss ich damit rechnen,
dass ich aber unzufriedener durchs Leben gehen werde.
Darf ich mal noch was hier einwerfen? Ich glaube, das ist schon wichtig zur Klärung.
Also sozusagen erstens, wir haben ja nicht die Globalisierungshypothese der Widersprache.
Das zeigen wir nicht. Das können wir nicht zeigen.
Und zweitens die Frage der Reverse Causality, also kann die Causalität auch parallel in die andere Richtung gehen
oder dynamisch in die andere Richtung gehen.
Es könnte sein, dass es durchaus auch Unzufriedenheit zu AfD treibt.
Dann wiederum die Unzufriedenheit, sobald man AfD-Anhänger wird
oder sich mit den Themen auseinandersetzt, dann wieder ansteigt und dass es eben so ein dynamisches Prozess geht
und eigentlich die Kausalität durchaus in beide Richtungen geht.
Wir haben diese andere Richtung nicht untersucht und nicht untersuchen können.
Ich meine, potenziell könnte man sich ja auch irgendwie vielleicht vorstellen,
die Unzufriedenheit erst mal den Leuten der Befragten zu steigern.
Das wäre vielleicht nicht ganz ethisch, je nachdem, was man macht.
Also ich möchte einfach klar sagen, dass wir das jetzt nicht ausschließen,
auch wenn das ja auch noch mal im Chat aufpoppt.
Aber das ist wichtig. Etwas, was man eben sonst wahrscheinlich gar nicht gedacht hätte, dass es auf jeden Fall auch, also dass wir auf jeden Fall bestätigt haben, dass es in die andere Richtung geht.
Ja, vielen Dank für diese Differenzierung. Nochmal, das ist ja auch wichtig, das ist auch euer Job.
Was habt ihr denn jetzt so in den letzten Minuten? Habt ihr noch irgendwas gefunden an Predi?
Also wir haben ja ganz am Anfang eingestiegen mit der Frage, was gibt es denn für Anker, die vorher sagen könnten, dass man AFG unterstützt.
Ist irgendwas, habt ihr irgendwas noch in der Studie versteckt, was ein interessantes Ergebnis wäre, jetzt mal jenseits dieser Onscreenheitsfrage?
Ja, also ich meine, in unserer, das haben wir in unserer ersten Welle 2019 gleich abgeklopft.
Es ist natürlich so, dass wenn man sich, also wir fragen Einstellungen zur Migration ab.
Und hinsichtlich Prädiktoren oder sozusagen Korrelationen, das ist sozusagen die stärkste Variable, die wir haben.
Also eine kritische Haltung zur Einwanderung auch von qualifizierten Arbeitskräften,
das war die Frage, die wir gestellt haben, ist sehr, sehr stark korreliert mit AfD-Unterstützung.
Natürlich keine Überraschung. Wir finden außerdem, dass Fleischkonsum stark korreliert
mit der Unterstützung der AfD.
Ja, das ist zumindest in unseren Daten so. Und es ist ein großer Datensatz.
Wir nehmen jetzt mal ein Foto ein. Eine Kuriosität am Rande.
Das ist sicherlich kurios. Wir biegen jetzt mal auf die Zielgerade ein.
Das ist fünf vor zehn.
Es sind keine weiteren Fragen da. Wir haben einige abgehandelt aus dem Publikum.
Ich finde, wir sind jetzt an dem Punkt, wo wir es rund gemacht haben.
Ich möchte euch sehr danken für die Einblicke in diese Studie,
die ja wirklich hot of the press ist. und drücke die Daumen für das Gutachtungsverfahren und dass die Studie bald veröffentlicht ist,
weil wir das dann natürlich auch mit dem Publikum teilen können.
Hier auch nochmal der Hinweis, alle Folgen dieses Webinars werden eingestellt auf einem Blog unter wcb.eu.
Sie können also die Folgen nachhören. Diese Folge wird allerdings erst online gestellt, wenn die Studie publiziert ist,
damit Sie dann da auch den Link haben und die Ergebnisse nachlesen können.
Ich möchte Maja Adener und Steffen Bruck, die Spitze der Abteilung Ökonomik des Wandels am BZB, ganz, ganz herzlich danken.
Ich möchte dem Publikum sehr danken, Ihnen, dass Sie da waren, unserer Präsidentin, die jetzt hier zu Recht applaudiert,
dass sie hier war und auch Fragen gestellt hat.
Ich möchte dem Backend danken und ich möchte Sie jetzt nochmal darauf hinweisen, dass diese Reihe weitergeht bis 8. Dezember.
Und wir haben jetzt, wollen wir mal gucken, wo wir hin sind, wir waren jetzt bei Ungleichheit,
Unzufriedenheit und Populismus. Am 13. Oktober geht es mit Lena Hipp und Jens Riedel,
also dem Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Praxis weiter, mit dem Thema Egal, wie man es
macht, Double Binds in der Arbeitswelt. Und dann haben wir jede Woche am Freitag noch bis zum 8.
Dezember viele interessante Einblicke in die WZB-Forschung. Bleiben Sie uns gewogen. Danke
in die Runde und ein schönes Wochenende von dieser Stelle.